Take a small risk!

1994

Stell dir vor, du wirst ermuntert, in einer dir unbekannten Gruppe auf einen Menschen zuzugehen und ihm zu sagen, dass du ihn befremdlich findest. Wahrscheinlich würdest du ein ziemliches Unbehagen dabei spüren.

Noch nie in meinem Leben hatte ich so etwas in solch direkter Weise getan, aber wir wurden ermutigt, dieses „Risiko“ einzugehen. Und welch ein Wunder, die Angstphantasie, ich würde jemanden verletzen, beleidigen oder wütend machen, wurde gar nicht Wirklichkeit, sondern es gab helles Lachen im Raum, Heiterkeit und Schmunzeln. Dass das Fremde, das ich im anderen sah, in erster Linie mit mir zu tun hat, mit meinen unbewussten Anteilen, meinem Schatten, meinen Phantasien und dass man dies Projektion nennt, wusste ich vor mehr als 20 Jahren noch nicht.

 An diesem Wochenende im Frühsommer 1994 fand meine erste Begegnung mit der Gestalttherapie statt. Und zwar auf einem Workshop, zu dem sich eine Gruppe von Menschen eingefunden hatte, die sich für diese Therapieform interessierte.

 „Take a small risk!“, das war eine der freundlichen Interventionen von Sid Gershenson, die mich bis heute in meinem Leben und meiner Arbeit begleitet. Sid Gershenson, seit Anfang der 70er Jahre Trainer am Gestalt -  Institut San Francisco und Gestalttherapeut in eigener Praxis in Berkeley, Kalifornien, ist der Begründer der International Gestalt Training Community, dem IGTC, an dem ich dann meine vierjährige Ausbildung zur Gestalttherapeutin absolvierte.

 Ein Wagnis eingehen, die eigene innere Grenze zumindest ein wenig auszudehnen, sich im geschützten Rahmen zu trauen, etwas auszuprobieren, was man im Alltag nicht tun würde. Das ist eines der Geschenke meines Gestaltweges für mich und meine KlientInnen: diese Erlaubnis und die sich so oft anschließende Erfahrung von innerer Ausdehnung, Belebung und tieferem Verstehen.

Es ist die Berührung mit den in dir angelegten Möglichkeiten des Seins, des Kontakts – wie die Gestalttherapeuten sagen – mit all unseren Gefühlen, derer wir auf neue Weise gewahr werden.

 Es ist die Gelöstheit und das Wohlbefinden, die sich im Gesicht und im ganzen Körper ausbreiten, die zeigen, das oft so viel mehr möglich ist, als wir uns vorstellen können, wenn wir nur einen kleinen Schritt – egal in welche Richtung, aber aufmerksam und achtsam – weitergehen.

Die Gestalttherapie eröffnet Wege und Räume dazu.

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Veränderungen

"Veränderungen finden von allein statt. Wenn wir tiefer in das eindringen,was wir sind,wenn wir akzeptieren,was da ist, kommen die Veränderungen von allein. Das ist das Paradoxon der Veränderung." (Fritz Perls, Begründer der Gestalttherapie)

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Lebenspanorama

"Leben ist ein einmaliges Angebot"- das las ich kürzlich und musste schmunzeln.

Im Moment unserer Geburt beginnt mit unserem Leben hier eine aufregende Reise.

Wir wachsen in die unterschiedlichen Lebensphasen hinein und wieder aus ihnen heraus. Mit Freude, mit Aufregung und Neugierde, manchmal aber auch mit Schmerz und Traurigkeit.

Und mitunter kommt ein Moment, an dem wir innehalten und unseren Lebensweg einmal in der Gesamtschau betrachten möchten, vielleicht,weil wir gerade an einem Wendepunkt stehen oder ein runder Geburtstag naht oder weil wir Klarheit für unsere eigenen Prioritäten finden möchten. Dann kann es hilfreich sein, sich eine kurze Auszeit vom Alltag zu nehmen und sich der eigenen Biografie zuzuwenden. 

Eine meiner Kursteilnehmerinnen hat es wirklich schön formuliert:

Es ist sehr erhellend und eine ganz neue Erfahrung,die eigene Biografie einmal ganzheitlich zu betrachten. Auf einmal wird deutlich, wie viele Ichs in dem heutigen stecken und wo man noch hinwill und welch lange nicht gelebte Energie man dafür aus anderen Lebensphasen in sich trägt. Auf eine besondere Weise erfüllt und gestärkt geht das Leben dann weiter.

 

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